Im Sonnenschein zum Rhein

23. Juni 2020 1 Von gerhardjenders

Lahntour2 Dienstag, 23. 6. 2020

Der Morgen bringt strahlenden Sonnenschein – gestern war es noch bis Mittag bewölkt. Nachdem ich in der Bäckerei um die Ecke frühstücken war, hatte sogar die Rezeption geöffnet und ich konnte meine Übernachtung bezahlen. Die Tour begann herrlich ruhig direkt am Fluss entlang. Kurz vor Limburg thront St. Lubentius auf einem Felsen. 2011 war ich dort drinnen, Fotos stehen bei http://www.gerhardjenders.de/?p=349

In Limburg hab ich gesehen, dass der Zeltplatz dort doch geöffnet ist. Nur telefonieren wollten die da wohl nicht.

Der Limburger Dom von der Lahnbrücke aus

Kurz vor Diez schauen Turmspitzen von Oranienstein über die Baumwipfel. (Unfreundlicherweise ist das Schloss militärischer Sicherheitsbereich, rauf auf den Berg muss man trotzdem.)

Im Wald nach Balduinstein hatte sich eine Schutzblechbefestigung losgerappelt, die hab ich mit Kabelbinder provisorisch flicken können.

Die Gelegenheit hab ich für eine Rast am Kiosk des Bootsverleihs genutzt, denn ich musste mich für den steilen Anstieg zur Umfahrung einer Engstelle („Schlucht“ wäre wohl übertrieben, irgendwann soll es einen Radweg da unten geben) stärken. Immerhin 200 Höhenmeter mit 8% Steigung. Aber dann ging es auch wieder runter, und in Obernhof saßen eine ältere Dame und zwei Herren auf einer Bank am Radweg und genossen Eisbecher.

Das war natürlich die perfekte Reklame für die Eisdiele dahinter – ich jedenfalls konnte nicht widerstehen. Die Umgebung ist auch allerliebst: Ein nettes altes Fachwerkhaus neben der Eisdiele und gegenüber auf dem Berg Kloster Arnstein.

Ich wusste aber noch nicht (oder nicht mehr, denn ich war ja schonmal an der Lahn), dass ich wirklich rauf nach da oben muss und dass der Weg danach noch weiter nach oben führt. Unten ist wohl nicht genug Platz.

Aussicht vom Weg aus

Erst in Nassau war ich wieder am Fluss. Dann ging es auch schnell nach Bad Ems, wo ich um 15 Uhr ankam. Dort hab ich am Gedenkstein für die Emser Depesche gerastet. Vor 150 Jahren hat dort Bismarck die Fake News erfunden und damit bewusst eine Kriegserklärung provoziert.

Text der Tafel: Die Emser Depesche Dieser Gedenkstein bezeichnet Ort und Zeitpunkt der Unterredung zwischen König Wilhelm I von Preußen und dem französischen Botschafter Graf Benedetti, in deren Verlauf Wilhelm I die französische Forderung, für alle Zeiten für das Haus Hohenzollern auf die spanische Thronkandidatur zu verzichten, ablehnte. Die telegrafische Unterrichtung des Kanzlers von Bismarck in Berlin und dessen Veröffentlichung in einer gekürzten und verschärften Fassung führte im Verlauf der politischen Krise um die spanische Thronkandidatur zum Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870/71

Für solche Prachtbauten ist Bad Ems bekannt

Um 16 Uhr war ich nach 338,67 Kilometern am Rhein. Etwa 50 km ging es noch flussabwärts – immer wieder mal nervig durch die Stadt oder entlang einer Schnellstraße, aber mit so vielen Genuss-Momenten am Strom, die allen Stress aufgewogen haben. In Linz hab ich dann den Zug nach Hause genommen.
Insgesamt war ich 388,86 km unterwegs
Hat sich gelohnt!