Zum Abschluss ein Anstieg

Zum Abschluss ein Anstieg

12. Juni 2025 1 Von gerhardjenders

Donnerstag, 12. Juni
Ich hatte etwas unruhig geschlafen, weil ich das Fahrrad in Rouen auf der Straße stehen lassen musste. Ich hatte es zwar an einem Regenrohr angekettet – aber wer weiß, was passiert. Als ich um kurz nach sieben unten war, stand die Speedmaschine zwar quer, war aber unbeschädigt. Der Wirt, der um acht sein (Frühstücks-)Lokal aufmachen wollte,  war etwas sauer, weil er doch dort Tische rausstellt und das Rad im Weg war. Ich sagte ihm, dass ich extra deswegen frühzeitig gekommen sei und parkte das Rad woanders – alles gut.
Weil kein Zelt abzubauen war, kam ich natürlich früher los als sonst. Der erste Teil der Strecke war wenig romantisch, es ging durch das Hafengebiet von Rouen. Der Wasserstand der Seine war sehr niedrig, ich vermute, das liegt nicht an der Trockenheit, sondern die Gezeiten wirken sich so weit ins Landesinnere aus.


In Fahrtrichtung hatten sich dunkle Wolken versammelt und tatsächlich fing es dann auch an, ordentlich zu regnen. Ich war froh, dass ich mit den entsprechenden Klamotten ausgestattet bin und radelte fröhlich weiter. So fröhlich, dass ich die Stelle verpasste, an der man mit einer Fähre auf die andere Seite der Seine wechseln muss. Gemerkt hab ich das erst, als es nach etwa 5 Kilometern nicht mehr weiter ging. Ich musste also umkehren. Mit Sucherei und allem hat mich das fast eine Stunde gekostet – aber dafür hatte ich nette Begegnungen: In einem Dorf auf der „falschen“ Seite, wo ich mich unterstellte um zu suchen, wo ich denn jetzt eigentlich bin, hat mich ein netter junger Mann beraten – er hatte sogar den Fahrplan der Fähre. Und  als ich dann an der Fähre war, kam die zufällig sofort und ist direkt mit mir als einzigem Fahrgast ohne Rücksicht auf den Fahrplan los gefahren. „Du musst doch rüber“, antwortete der Fährmann auf meine erstaunte Frage. Das ging so schnell, dass ich keine Fotos machen konnte; die sind von der zweiten Überfahrt.


Wie lief es sonst heute? Der Regen war nach einer Stunde fertig, es wurde ordentlich heiß. Zwischendurch ging es ein Stück durch einen Wald – angenehm schattig.


Dann plötzlich ein steiler Anstieg. Zur Belohnung dafür ein herrlicher Ausblick auf das Seine-Tal.


In Jumièges hab ich Rast gemacht, dort stehen die Ruinen einer mittelalterlichen Abtei.


Danach hab ich mal wieder über einen Anstieg meckern wollen – soll ich lieber die Straße nehmen? Doch der Anstieg führte nur auf einen alten Bahndamm, eine Voie Verte brachte mich schnell und angenehm weiter.

Blick vom Bahndamm aus


Nicht nur Monet, auch Victor Hugo hat an der Seine gelebt. Ein Denkmal erinnert daran, dass in Villequier seine Tochter und sein Schwiegersohn ertrunken sind.


Gegen Abend zweigte der Radweg vom Fluss ab – die Seine ist sehr breit geworden.


Bei der Einfahrt nach Petiville gab es dieses Storchennest zu sehen.


Zum Abschluss musste ich noch einen heftigen Anstieg nach Les Forges bewältigen. Dort steht mein Zelt heute neben einem Rosenbusch.


Es war ein anstrengender, aber schöner Tag. Morgen komm ich nach Le Havre – ans Meer!