
Belgien
Donnerstag, 19. Juni
Gleich nach der Abfahrt stand am Wegesrand ein schönes Symbol für die Niederlage des Faschismus: Einer der zahlreichen Bunker des „Atlantikwalls“: Mit Unmengen von Beton wollten die Nazis ihr aufgeblähtes „großdeutsches Reich“ sichern. Sie nahmen damit die Menschen in den besetzten Ländern als Geiseln. Auch nach über 80 Jahren steckt der Beton, mit dem so viel nützliches hätte gebaut werden können, wie ein Geschwür in der Erde Europas.


Doch das Schöne: In diesem Beton nisten Tauben!
Über Gravelines, das sich mir vor allem als ruhige Parklandschaft zeigte, kam ich mittags nach Dunkerque. Die Strecke dorthin war nicht besonders gemütlich, vielfach an der Straße entlang oder durch Gewerbegebiete. Bei Grande Synthe wurde wieder die hässliche Seite der EU-Migrationspolitik sichtbar: Eisenbahnstrecken mit Stacheldraht-Rollen gesichert, Migrant:innen, die irgendwo in der Nähe herumzuirren scheinen.
Am Hafengelände von Dunkerque hab ich eine Pause gemacht und gegessen.



Dann ging der Weg entlang einer stillgelegten Bahnlinie nach Belgien, passend zum Namen Dunkerque durch Dünen.

Der erste Radweg in Belgien führt schön am Kanal entlang.

Wenn man aber in die Küstenorte kommt, ist das schon gewöhnungsbedürftig: Massenbetrieb, Promenaden mit Hochhäusern.


Ich kann das nicht schön finden, die Planer:innen des Eurovelo 4 wohl auch nicht: Der Weg führt zwischendurch immer wieder durch abgelegene Dünen und Naturschutzgebiete. Dabei sind die Wege nicht immer leicht zu finden, die Beschilderung entspricht nicht meinen Sehgewohnheiten:

Für den letzten Teil meiner heutigen Etappe musste ich aber dann doch wieder die Hauptstraße: Auf den kleinen Wegen sich Fähren vorgesehen, die verkehren aber am Spätnachmittag schon nicht mehr. Bei Ostende hab ich lieber einen großen Bogen in Kauf genommen, um sicher über den Kanal zu kommen.


Am Schluss hatte ich nochmal einen schönen Weg am Ufer eines Binnensees bis zu meinem Zeltplatz in Bredene.

Es war ein heißer Tag, ein erfolgreicher Tag. Der Gegenwind am Meer war anstrengend, aber es hieß ja, er sei die Begleiterscheinung eines Hochs über England, das uns gutes Wetter bringt. Na gut.