Am Meer

Am Meer

13. Juni 2025 3 Von gerhardjenders

Freitag, 13. Juni

Der Zeltplatz oberhalb von Lillebonne war ruhig und günstig, aber auch sehr einfach. Zudem gab es just heute ab neun Uhr eine Wassersperre im Ort, deshalb bin ich lieber mal früh aufgestanden, um alles rechtzeitig zu erledigen. Hat auch gut geklappt; weil die Sonne rauskam, konnte ich auch das Zelt trocknen. Beste Voraussetzungen für den Start ans Meer!
Kurz nach der Abfahrt entdeckte ich neben der Straße ein Feld mit lila Blumen (nein, kein Lavendel!). Wunderschön – aber der Bauer will doch bestimmt etwas damit anfangen! Weiß jemand, was da wächst?


Unten in Lillebonne hab ich in der Boulangerie ein „richtiges“ Frühstück gekauft (Kaffee und Croissants), dann aber wirklich nach Le Havre!
In Tancarville grüßen die Ruinen eines alten Schlosses vom Hügel.


Die neuere Version der Vėloroute 33 wollte gerne, dass ich da rauf fahre (und nachher wieder runter), aber ein Mann in der „Bar Tabac“ meinte, das würde mir nichts nützen, ich solle ruhig weiter der Straße folgen (wie die alte Radweg-Version). Hab ich auch gemacht und dabei gesehen, warum der Radweg jetzt über die Höhe führt: Die Straße ist ein Zuweg zur Autobahn und entsprechend stark befahren, auch mit ordentlich massiven Lastern. Na gut, wozu hat man Nerven – hat geklappt.
Unterwegs hab ich dann auch die vorletzte Brücke über die Seine unterquert – ein imposantes Bauwerk.

Aber ich wollte ja sowieso nicht rüber, sondern am nördlichen Ufer bleiben. Je näher ich der Küste kam, desto weniger romantisch oder gemütlich wurde der Weg. Harfleur hat noch einen erhaltenen alten Ortskern, aber Le Havre hatten die Nazis im Zweiten Weltkrieg praktisch als Geisel genommen – die Stadt wurde von ihnen zur Festung ausgebaut und infolgedessen von den Alliierten fast vollständig zerstört.
Es war noch etwas nervig, durch die Stadt zu kommen, doch gegen halb zwei war ich endlich AM MEER.


Nach einer Pause ging es dann weiter auf dem „Velomaritime“ nach Norden an der Küste entlang. Dazu muss man aber erstmal von Meereshöhe auf 100 Meter aufsteigen. Das war etwas anstrengend, wurde aber mit einem guten Ausblick über die Seine-Mündung belohnt.


Auf dem weiteren Weg hab ich das Meer nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich hätte an die Küste fahren können, aber der Himmel wurde immer düsterer und versprach Gewitter. Da hab ich mich lieber beeilt (zum Schluss über die Hauptstraße statt über den schönen Radweg) und meinen Zeltplatz in Le Tilleul rechtzeitig vor dem Regen erreicht. Der Platz ist zwar teuer, aber die Leute sind sehr bemüht, dass es auch Radfahrenden gut geht. Ich sitz im Regen im Restaurant und kann meinen Proviant verzehren – dazu hab ich mir natürlich ein Bier bestellt.
Mal sehen, was der Tag morgen bringt. Heute gehe ich früh schlafen.