
Eine Achterbahn
Gleich nach dem ersten Anstieg bot sich mir wieder ein wunderbarer Blick auf’s Meer.

Nach einigem weiteren Auf und Ab kam ich in Boulonge-sur-Mer an. Es war ein ziemliches Gewusel durch die Stadt mit diversen Vororten. Am Fischereihafen bildeten die vielen Möven, die wohl auf Abfälle warteten, eine nette Dekoration.



Nach Aufstieg von Boulonge hatte ich eine schöne Aussicht auf die Bucht von Wimereux.

Mittagsrast hab ich in Ambelteuse gemacht. Dort war gerade Ebbe, aber das Meer kommt wieder, ein Boot wird zu Wasser gelassen, die Leute gehen zum Baden.


Richtung Calais sieht man wieder Felsenküste: da kommt Arbeit auf mich zu!

Von der Höhe aus konnte ich die Fähren sehen, die zwischen Calais und Dover unterwegs sind, auch Cap Blanc Nez in der Ferne.


Am Strand von Wissant hatte ich dann alles im Blick: Cap Gris Nez Richtung Boulogne, Cap Blanc Nez Richtung Calais, mes pieds (meine Füße) in der Mitte.



Ein Camper auf dem letzten Zeltplatz hatte mich gewarnt: Die Strecke zwischen Boulogne und Calais ist ein „toboggan“ – eine Achterbahn. Ich musste immer wieder rauf!

Diese Steigung war dann doch nicht die letzte.
Im Rückblick konnte ich noch einmal die Bucht der beiden Caps sehen.

Und dann endlich die Bucht von Calais!

In der Stadt begrüßte mich das Ehepaar De Gaulle. Yvonne Verdroux ist nämlich in Calais geboren.


Nachdem sie Charles de Gaulle getroffen hatte, hatte Yvonne Vendroux ihren Eltern erklärt: „Es wird der oder niemand!“
Charles de Gaulle und Yvonne Vendroux haben am 6. April 1921 im Rathaus von Calais geheiratet und am folgenden Tag in der Kirche Notre Dame de Calais
Direkt daneben steht ein alter Stadtturm.

Weiter führte mich der Radweg am Rathaus vorbei, auch mit einem imposanten Turm.

Calais ist keine häßliche Stadt, wie mir scheint. Das zeigt ein Blick von der Brücke über einen der zahlreichen Kanäle.

Ich übernachte heute auf dem „Camping du Casino“ in Oye-Plage. Ein sehr empfehlenswerter Platz! Nach dem Essen war ich noch am Meer und hab ein paar nette Fotos gemacht – doch leider ist mir dann die Kamera runtergefallen, sie funktioniert nicht mehr. Wenn ich wieder zu Hause bin, muss ich mal sehen, ob sich da was machen lässt. Für den Rest der Tour kann ich leider nur noch Telefon-Bilder machen – die werden dann nicht so gut. Ich behalte aber das, was ich sehe, im Kopf – da ist alles in höchster Qualität gespeichert.
Nachtrag am Morgen: In der Nacht wurde ich von einem fürchterlichen Brummen geweckt: Drohnen sind unterwegs, um die EU-Außengrenze zu überwachen. Nicht weil die Briten uns überfallen wollten, sondern weil Menschen dort rüber wollen könnten. Dazu passt auch eine Situation, die ich unterwegs gesehen hatte: Eine Gruppe Migrantinnen und Migranten am Straßenrand, bewacht von Polizisten. Die Frauen mit leeren Blick, die Männer saßen apathisch auf dem Bordstein. Sie hatten kein Gepäck. Diese Menschen haben alles verloren: ihr Hab und Gut und ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben.
Was gibt mir das Recht, mich angesichts dieser Schicksale über eine defekte Kamera zu ärgern?
Hier noch die letzten Fotos vom Abend am Meer:




Da hast du Pech mit elektronischen Geräten diesmal. Aber: das ist das entscheidende, Du lässt dir die gute Laune nicht nehmen. Gut so. Das war ja ein schöner Weg, das Wetter scheint jetzt auch stabil gut zu sein. Weiter gute Fahrt.
Lieber Gerhard,
deine letzten beiden Etappe „kenne ich“: da bin ich im Herbst gewandert. Ich hatte mir südlich von Boulogne einen Wohnwagen gemietet. Und ich hatte ähnlich bedrückende Erfahrungen mit offensichtlich von der Polizei aufgegriffenen Flüchtlingen. Ich wünsche dir noch eine gute Weiterfahrt und halte alles in deinem Kopf und Herzen gut fest.
Ute