Gusen und Mauthausen – 30.7.2017

24. Juni 2019 0 Von gerhardjenders

Sonntagmorgen in Linz, Frühstück. Am Zeltplatz gab es nichts und ich wollte sowieso nochmal zurück, um die Stadt anzusehen. Ich sitze an einem ruhigen Platz im Schatten. Mal sehen, was es hier noch so gibt.
Linz ist keine Stadt für einen Tag, ich habe aber nicht die Ruhe dafür. Ich kann ja nochmal herkommen. Der Kaffee in der Altstadt hat nicht gereicht, jetzt trink ich auf dem Schlossberg noch einen, danach geht es auf den Weg.

Oben steht die Martinskirche, der älteste Kirchenbau in Österreich (8. Jahrhundert)

An einem Sonntag ist der Radweg natürlich ziemlich bevölkert, aber ich kam gut voran. Nach etwa 20 km erreichte ich Gusen.

Dass es auch dort ein KZ gab, hab ich erst aus dem Radweg-Führer erfahren, der dankeswerter Weise darauf hinweist. Das Gelände war in den 60er Jahren parzelliert und mit Wohnhäusern bebaut worden. Einer Gruppe italienischer Angehöriger von Opfern, die das entsprechende Grundstück angekauft hatte, ist zu verdanken, dass dort überhaupt eine Gedenkstätte steht. Sie steht mitten im Wohngebiet, schräg gegenüber ist ein Ausflugslokal (wo man mir aber immerhin sagen konnte, wo die Gedenkstätte ist), die Nachbarn sitzen auf dem Balkon im Liegestuhl – irgendwie skurril.

In der Gedenkstätte in Gusen. Ja, links oben im Bild die Geranien gehören zu einem benachbarten Wohnhaus!

In der Gedenkstätte war ich der einzige Besucher, dabei ist die Ausstellung sehr gut gemacht. Es gibt einen Informations-Bereich, der über das Lager, das Leben im Lager, über Solidarität und über die Situation nach der Befreiung durch die Amerikaner berichtet.
Daneben gibt es einen Gedenk-Raum mit zwei rekonstruierten Krematoriumsöfen, der sehr eindrucksvoll zeigt, welch verschiedener Herkunft die Menschen waren, die dort zur „Vernichtung durch Arbeit“ eingekerkert waren.

Ganz anders war die Situation in der Gedenkstätte Mauthausen, die nur 7 km weiter liegt (Gusen war ein „Außenlager“ von Mauthausen). Zum Glück waren trotz des herrlichen Badewetters viele Menschen da.
Ich hab mich einer Führung angeschlossen und viel über das Lager erfahren. Zu dem Granit-Steinbruch, in dem die Menschen zu Tode geschunden wurden und der in dem Lied „Antonias“ in der Mauthausen-Kantate von Kampanelis und Theodorakis beschrieben wird, habe ich eine Zeichnung gesehen, die genau das wiedergibt, wovon das Lied erzählt…

Mehr über die beiden Lager gibt es mehr Informationen unter
www.gusen-memorial.org und www.mauthausen-memorial.org UNBEDINGT LESEN!!!

Nach dem Besuch von Mauthausen bin ich noch ein Stück weiter gefahren bis Grein. Es waren zwar Gewitter-Wolken aufgezogen, aber noch hat sich nichts entladen. Es ist ein friedlicher, warmer Sonntagabend an der Donau.