Fazit

30. Juli 2023 2 Von gerhardjenders

Mit 3915 Kilometern war dies meine bisher längste Radtour. Die Donau-Tour von 2017 war 400 Kilometer kürzer, die Rhone-Canal-du-Midi-Reise von 2019 lag knapp unter 3000.

Und ich war auch die längste Zeit unterwegs. Genau fünf Wochen.

Fünf Wochen, die eine wunderschöne Erfahrung waren.

Ich hatte vorher schon etwas Bammel, weil ich mir vorgenommen hatte, nicht nur die „übliche“ Strecke ab Nevers zu fahren, sondern die Loire ab der Quelle zu begleiten. Dazu musste ich rauf ins Zentralmassiv – bis auf 1400 Meter Höhe. Ich hatte im Netz einen Fahrtbericht gefunden (https://loire-2016.meineradtouren.de), aber die Tour war mit einem E-Bike gemacht worden.Schaffe ich das auch mit meinem „Zwei-Zylinder-Fettverbrenner“?Wie steil sind die Anstiege? Und was ist mit den weiteren Steigungen beim Auf und Ab im oberen Loire-Tal? Ich hab’s einfach probiert. Wenn’s nicht bis oben geklappt hätte, hätte ich jederzeit umkehren oder einen Zug nehmen können.

Aber ich hab es geschafft. Dazu musste ich lernen, langsam zu fahren und jeden Meter Höhengewinn zu schätzen. Wenn es dauert, dann dauert es eben. Wenn die Rezeption am Zeltplatz schon geschlossen ist, dann bau ich mein Zelt einfach auf und melde mich am nächsten Morgen an.

Überhaupt Zeltplätze: es gibt genug und es klappt fast immer. Nur dreimal hatte ich Pech: Als ein gut ausgeschilderter Platz zufällig in diesem Sommer geschlossen war, am 14. Juli in und zuletzt in Straßburg. Aber in allen Fällen hab ich Ersatz gefunden, auch wenn ich mich noch etwas anstrengen musste.

Eine schöne Erfahrung war der Umgang mit den Radfahrenden in Frankreich: Es ist einfach nur normal, dass AutofahrerInnen Rücksicht nehmen. Beim Überholen auch eines Fahrrads wird auf die andere Spur gewechselt. Wenn kein Platz ist, dann wartet man eben. Und das Warten geht ohne Drängelei, sondern mit Höflichkeitsabstand. Auf einer engen Straße habe ich einmal einen Porsche hinter mir im Rückspiegel gesehen – gehört hatte ich ihn nicht. Er ist über einen Kilometer bei knapp 20 km/h hinter mir geblieben, bis die Straße breiter wurde. Wie oft höre ich hier bei uns den Motor eines Autos direkt hinter mir, dessen Fahrer überholen möchte!

Mit meinem Liegerad war ich noch weiter im Vorteil. Immer wieder gab es aus den Autos „Daumen hoch“. (Ein britischer Radler mit einem Liege-Trike hat mir von der selben Erfahrung erzählt und mich gefragt, was die Leute wohl damit meinten. Auf die Idee, dass die Menschen ein Liegerad einfach nur toll finden, war er nicht gekommen.) Wenn ich die Straße überqueren musste, haben regelmäßig Autos angehalten und mich rübergewunken. Oder die Leute haben an Kreuzungen angehalten, obwohl sie eigentlich Vorfahrt hatten.

Und auf den Radwegen gibt es immer ein freundliches „Bonjour!“ untereinander.

Ja, die Loire-Tour war die schönste meiner Radtouren!

Das liegt nicht nur an der Freundlichkeit und Höflichkeit, die ich erfahren habe, das liegt auch an der Besonderheit des Flusses: Im Unterschied zu Rhein und Rhone ist die Loire keine Hauptverkehrsader in einem mehr oder weniger engen Tal. Der Fluss ist seicht und hat viel Platz, sich in Arme aufzuteilen und wieder zu vereinigen, die Brücken sind deswegen „unendlich“ lang. (Auch auf denen wird nicht gedrängelt, wenn Fahrräder auf der selben Fahrbahn wie Autos sind.)

Eine Fahrt an der Loire ist einfach nur entspannt und macht glücklich. Wer das noch nicht gemacht hat, sollte es unbedingt noch tun!