Erster Mosel-Tag

Erster Mosel-Tag

27. September 2022 0 Von gerhardjenders

Dienstag, 27. September
Ich war etwas unsicher, wie viele Kilometer ich bis zum Hauptradweg (der läuft über Nancy) vor mir hatte und bin deshalb ziemlich früh losgefahren. Es regnete noch nicht und so begann mein Tag mit einer schönen Strecke am Mosel-Kanal.

Natürlich hielt der düstere Himmel sein Versprechen und erlaubte mir mehrmals, die Regensachen überzuziehen. Doch das war nie von langer Dauer, es bewahrheitete sich das Prinzip: Wenn ich es geschafft hatte, alles überzuziehen, hörte der Regen auch schon auf.
Am Weg grüßte das Städtchen Villey-Saint-Étienne mit seinem Burghaus und seiner Stadtmauer,

einige Kilometer später kam ich nach Liverdun. Oben am Berg ein Schlösschen, unten am Fluss zeigte die Mosel, dass auch sie schöne Eisenbahnbrücken kann.


In Pompey lief es ein paar Kilometer auf der Straße, doch dann stieß ich auf den Hauptradweg. Jetzt war Metz angezeigt – alles klar! Wer es wissen will: Von Toul bis Metz sind es 80 km, wenn man die wunderschöne Strecke entlang der Moselle nimmt.
In Pont-à-Mousson hab ich eine Pause gemacht. Auf der anderen Seite des Flusses steht eine beeindruckende Kirche mit spätgotischer Fassade. Ich bin rübergefahren – leider geschlossen.


Bei Novéant-sur-Moselle steht am Radweg ein in seiner Einfachheit beeindruckendes Denkmal für die jüdischen Menschen, die von den Nazis in der Zeit der Besatzung über den dortigen Bahnhof in den Tod deportiert worden waren.
Der Künstler hat eine so deutliche Aussage geschaffen, dass es reichte, das Denkmal aus dem Augenwinkel zu sehen, um mich zum Anhalten zu bringen.


Etwas weiter eine dauerhaft geschlossene Schleuse und auf der anderen Seite die Mosel, breit wie ein See.


Bei Jouy-aux-Arches plötzlich eine abgebrochene Brücke?


Nein, ein römisches Aquädukt, rund zweitausend Jahre alt.

Wenn man im Vergleich dazu sieht, wie lange unsere Autobahnbrücken halten…
Am Weg von Metz nach Thionville: ein stilvoll gestaltetes Wasserkraftwerk.

Der Blick durch das Fenster macht neugierig – leider ist der Zutritt für Unbefugte verboten.

Auch sowas kann die EDF – warum bauen die dann so hâßliche Atomkraftwerke?
Kurz vor Thionville (in Uckange) ein Industriedenkmal: eine Hochofen-Anlage.


Inzwischen fehlen Eisenerz und/oder Kohle – die Ressourcen sind halt nicht unendlich.

Das letzte Stück Weg zu meinem Hotel (Ja, ich hab angesichts des nasskalten Wetters vorgezogen, nicht zu zelten!) war noch etwas nervig, denn ich musste durch den Feierabend-Verkehr. Aber ich hab’s gerade eben trocken geschafft.
Der Weg heute war landschaftlich sehr schön, es ging teilweise durch Naturschutzgebiete. Leider führen auch Autobahnen hier entlang. Die verbreiten erstaunlich viel Lärm. Doch die schönen Abschnitte haben deutlich überwogen.