Abschied vom Kanal – 10.8.2019

Abschied vom Kanal – 10.8.2019

10. August 2019 2 Von gerhardjenders

Samstag, 10.8.2019
Schon während des Abendessens gestern hatte es angefangen, kräftig zu regnen, später kamen auch Blitze dazu. Mein Zelt hat wunderbar dicht gehalten, nur eine Stange ist leider gebrochen. Musste ich wieder ein Stück amputieren, das sollte jetzt bis zu Hause halten.
Heute morgen hab ich auf dem Zeltplatz eine Frau nach Tipps für den Weg zum Atlantik gefragt. Sie konnte mir einen Weg empfehlen und hat mir bei der Gelegenheit erzählt, dass sie eher die Nomadin ist, sie ist schon seit drei Monaten unterwegs und will bis Oktober in Genua sein, weil es da einen Campingplatz zum Überwintern gibt.
Der Radwegführer hatte auch eine Fahrrad-Werkstatt im Dorf vermerkt. Die gab es, ein herrlich chaotischer Betrieb für Rasenmäher, Kettensägen, Motorsensen und eben auch Fahrräder. Der Inhaber kletterte zwischen verschiedenen halben und ganzen Maschinen (unter anderem eine Velosolex) herum und schraubte irgendwo die beiden Pedal-Schräubchen ab, die mir fehlten. Geld wollte er keins, stattdessen hat er mir noch einen Kaffee spendiert.
Um eins raste ich am Ufer der Garonne in Le-Mas-d’Agenais.

Der Weg am Kanal ist bis hier besonders schön, streckenweise hat der Radweg eine eigene Allee.

Hier gibt es auch Boote zu mieten, aber es ist viel ruhiger als am Canal du Midi. Wie ich schon in den letzten Tagen mal geschrieben hatte, kann man dem Garonne-Kanal an vielen Stellen seine Zweckbestimmung ansehen. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Brücken Normteile aus Beton, das geht, denn der Kanal ist immer genau gleich breit.

Aber auch hier gibt es eindrucksvolle Gebäude am Ufer.

Nach der Rast bin ich noch in den Ort raufgefahren. Dort steht ein imposantes Jesuiten-Kolleg aus romanischer Zeit. Es gibt dort auch einen echten Rembrandt, aber in der Kirche hängt aus Sicherheitsgründen nur ein Druck.

So, weiter am Kanal entlang. Doch der führt nach Bordeaux, und Bordeaux liegt noch weiter vom Atlantik entfernt als Hamburg von der Nordseeküste. Ich will aber ECHT ans Meer. Also muss ich mich irgendwie dahin durchschlagen. Ich hab gehört, dass es auch dahin Radwege gibt, aber genaueres oder sogar Karten konnte mir niemand bieten. Der Grund ist ganz einfach: die Strecke liegt in einem anderen Departement, ich musste daher bis La Réole (eine ausnehmend schöne Stadt) fahren, wo mir eine nette Frau im Office de Tourisme natürlich die passende Karte überreichen könnte. Bei der Gelegenheit konnte ich auch die chicke Brücke dort bewundern – eine Konstruktion von Eiffel.

Zehn Kilometer weiter hab ich dann Abschied vom Kanal genommen. Nach gut zwanzig Kilometern über Berg und Tal bin ich schließlich in Bazas gelandet. Ich hatte bisher noch nie was von diesem Ort gehört. Er hat keine 5000 Einwohner, aber eine bombastische Kathedrale und einige interessante Aufschriften aus jüngerer Zeit.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist IMG_8964a-1024x413.jpg

Das Weltgericht ist teilweise schon untergegangen

Die Wetterprognosen für die Nacht sind ziemlich regnerisch, deshalb hab ich mir ein Bett in einem Gite genommen.
Mal sehen, wie es morgen wird.