„Begrabt mein Herz im Lennesand“
Die Lenne ist doch wohl der Pflichtfluss des Sauerlands. Schließlich ist sie das Leitmotiv im NDW-Song „Sauerland“ von „Zoff“. Ich bin auch schon einige Strecken an ihr entlang gefahren: Der Weg zum Kahlen Asten führt ab Finnentrop entlang der Lenne, denn die Quelle ist dort oben. Und im März 2024 bin ich über Meinerzhagen nach Werdohl gefahren und von da die Lenne entlang nach Finnentrop – damals fuhr dann von dort der Zug nach Olpe (Irgendwann wird die Strecke auch wieder in Betrieb sein.).
Heute steht endlich der Weg zur Mündung an. (Lange Zeit ging das nicht, weil das Hochwasser 2021 in den Orten an der Lenne viel zerstört hatte.) Erstmal nach Meinerzhagen, dann rauf auf die Nordhelle.

Von dort runter zur Oestertalsperre, die erstaunlich leer ist. Dabei hat es doch im Juli so viel geregnet!? Das Wasser wurde zum Teil abgelassen, weil am Ausfluss gearbeitet wird – hab ich in Plettenberg erfahren.



Das Café am Staudamm hatte zwar geöffnet, aber bis 14 Uhr war es für eine geschlossene Gesellschaft reserviert. Also keinen von den legendären Windbeuteln für mich, aber immerhin draußen einen Kaffee als Begleitung für mein Butterbrot.
Runter nach Plettenberg muss man nicht die Straße nehmen, es gibt einen sehr schönen Bahntrassen-Radweg direkt in die Stadt.

Dort hab ich mir die Christus-Kirche angesehen – ein schöner spätromanischer Bau (13. Jahrhundert) mit Resten von Fresken an der Decke.


Als ich wieder draußen waren, rief mir jemand zu: „Hier müssen Sie auch noch rein!“. Es war der Leiter des Heimatmuseums, von dem ich dann einiges über die Geschichte des Städtchens erfahren hab. Vor allem natürlich Handwerk und Industrie, aber es gibt auch ein Modell der mittelalterlichen Stadt.


Dann aber weiter noch ein paar Kilometer die Oester abwärts an die Lenne.

Der Radweg läuft teilweise ruhig am Fluss entlang, da sind auch Sehenswürdigkeiten schön beschrieben wie diese alte Eisenbahnbrücke (siehe auch hier).



Dann geht es aber auch an der Bundesstraße entlang, das erfordert starke Nerven.
Vor Werdohl war es besonders ungemütlich, dafür gab es im Ort eine schöne Uferpromenade. Unter anderem mit versteinerten Rippelmarken. Die stammen nicht von einem Lenne-Hochwasser, sondern wirklich vom Strand – als die Gegend vor 350 Millionen Jahren am Äquator lag und zum Teil vom Meer bedeckt war.

In Altena, der nächsten Stadt am Fluss, hatte das Hochwasser 2021 besonders schlimm gewütet. Ob die verfallenen Gebäude am Ortseingang allerdings erst da verlassen wurden oder schon früher, weiß ich nicht.



Im Ort ist dann aber die Uferpromenade (Lennekai) wirklich schön hergerichtet.

Danach verließ mich die Radweg-Beschilderung. Das lag sicher auch daran, dass der Weg noch nicht vollständig wieder hergestellt ist. Als ich dann am Ortsausgang von Altena wieder einmal vor einer Straßensperre stand, bin ich einfach weiter gefahren. Ging dann doch.
So kam ich nach Nachrodt (kein interessantes Ortsbild, aber nochmal ein Kaffee an der Bäckerei-Theke). Aber immerhin gab es dann wieder einen eigenen Radweg am Fluss. Dadurch hab nicht viel von Letmathe mitbekommen, aber in Oege (zwischen Letmathe und Hohenlimburg) gibt es die architektonisch schöne Hoesch-Siedlung am Weg.


Im weiteren Verlauf geht es dann durch eine breite Flussaue, die Lenne bekommt vor dem Mündung noch einmal richtig „Auslauf“, kleine Inseln und Flachwasserzonen laden zum Verweilen ein. (Allerdings nicht für mich, denn es war durch die teilweise komplizierten Wege schon recht spät geworden.)


Man sieht nicht, dass das Plätschern der Wassers vom Rauschen der Autobahn und der Bahnlinien übertönt wird.
Dann war ich bald an der Mündung der Lenne in die Ruhr – ruhiges Wasser, sogar mit Fischreiher (aber an der Brücke hinter mir lärmten die Winkelschleifer).


Ein kleines Stück Hengsteysee hab ich noch mitgenommen (mit Blick auf den Syberg), dann musste ich nach Hagen zum Bahnhof.


An Bahnsteig tummelten sich die Tauben, der Zug nach Lüdenscheid kam pünktlich.

Doch dann musste er so lange mit der Abfahrt warten, dass ich in Brügge den Anschluss nach Gummersbach verpasst habe. Der nächste kam fast eine Stunde später. Na gut, so hatte ich jedenfalls Zeit zum Ausruhen.
Erkenntnis: Es gab viele schöne Eindrücke, doch die Lenne ist zur Zeit nur über kurze Strecken für einen gemütlichen Ausflug geeignet. Wer den Fluss über längere Strecken mit dem Rad begleiten will, muss robuste Nerven mitbringen.
Danke für den objektiven Bericht über das Lennetal.