Eskapade Nr. 2/2021 – Wied-Radweg

Eskapade Nr. 2/2021 – Wied-Radweg

15. Mai 2021 1 Von gerhardjenders

Mai 2021 und noch immer keine Möglichkeit für Übernachtungen auswärts. Bleiben nur Tagestouren. Auf der Suche nach einem voraussichtlich trockenen Tag hab ich mir den Freitag, 14. Mai gewählt – keine ganz perfekte Wahl. Auf der Suche nach einem neuen Weg bin ich auf den Wied-Radweg gestoßen – eine gute Wahl! Nur fließt die Wied leider nicht in Gummersbach vorbei, deshalb kommt eine längere Anfahrt dazu. Und deshalb kann ich auch nicht an der Wiedquelle starten, sondern muss Altenkirchen als Einstiegspunkt nehmen. Bis dahin sind es etwa 60 km, dann noch 60 km Wied-Radweg – das passt! Die Anfahrt beginnt mit dem Routine-Weg nach Waldbröl, danach über die Nutscheid runter an die Sieg und ein ganzes Stück flussaufwärts bis Au. Nach knapp 45 km hab ich die Sieg überquert und komme nach Rheinland-Pfalz.

Jetzt geht es rauf auf den Westerwald. Das erste Dorf heißt Pracht und bietet direkt einen Einblick in die Geschichte der Arbeit im Westerwald: Es gab sehr viele Eisenerz Gruben, eine davon war die Grube „Uhu“.

Der Anstieg war anstrengend, nach einer halben Stunde musste ich zum „Nachtanken“ anhalten und konnte einen Blick zurück ins Siegtal werfen.

Da unten komm ich her

Eine Viertelstunde später war ich dann übern Berg und konnte von Beul aus über das Rheintal bis in die Eifel sehen – und nach Altenkirchen ging es jetzt rasant bergab.

Fernblick nach Südwest – die Eifel hab ich gesehen, aber die Kamera schafft das nicht.

Nach fast 60 km war ich an der Wied, wo ich leider mit ein paar Regentropfen begrüßt wurde.

Der Weg führt munter hin und her über die Wied. Anfangs noch recht schmal, doch bald breit genug, um eigentlich zügig zu fahren.

Nur die vielen Brücken sind zwar höchst stilvoll, aber sie zwingen „eher vorsichtige“ Menschen (manche sagen auch „Schisser“) zum langsamen fahren oder sogar schieben, weil sie so schmal sind. Der Bach hat natürlich keine Treidelpfade, auf denen man einem Radweg anlegen könnte, deshalb geht es durch die Dörfchen, die am dichtesten dran liegen. Bei Bettgenhausen, Ortsteil von Seelbach, hab ich endlich mal gerastet – unter blühenden Kirschbäumen.

Es kommt auch vor, dass es gar keine Straße in der Nähe der Wied gibt. Dann muss man über die Berge. Geht auch, und wenn man Glück hat – wie ich natürlich – dann ist es bergauf zwar steil, aber eine gute Straße, so dass man hoch kommt ohne dass das Hinterrad durchrutscht. Zur Belohnung gibt es eine wunderbare Aussicht.

Leider ging es bergab über Schotter und dann 2 km auf einem Bahndamm – der Weg war romantisch, aber leider so schlecht, dass ich nur langsam fahren konnte. Kurz drauf – wieder auf einer ordentlichen Straße – dann ein ernsthafter Regenguss. Zum Glück gab‘s ein Bushäuschen. Der Weg – wieder oft auf dem alten Bahndamm – wurde immer besser. Dafür gab es dann über Peterslahr wieder dunkle Wolken, in Neustadt/Wied musste ich mich wieder unterstellen.

Danach war’s mir dann egal: Beim nächsten Guss hab ich die Regenhose angezogen und bin einfach weitergefahren. Dabei gab es sogar überdachte Brücken – aber nicht in dem Moment, als ich sie brauchte.

Der Wied-Radweg ist landschaftlich wunderschön und sehr gut ausgeschildert (Abzweigungen werden rechtzeitig vorher angezeigt, starke Steigungen mit Länge und Prozent-Angabe). Im unteren Wiedtal gibt es sehr viele Camping-Plätze, allerdings scheint es sich meist um Dauercamper zu handeln, ob man da als Radler unterkommen kann, hab ich nicht untersucht. Wäre interessant für eine Tour mit mehr Zeit.

Mein Problem war nämlich: Es fährt zwar jede halbe Stunde ein Zug von Neuwied über Köln nach Hause, aber wenn man um 22 Uhr da sein will, muss man bis 19 Uhr am Bahnhof Neuwied sein. Da blieb zu wenig Zeit, unterwegs etwas anzusehen. Altwied machte vom Radweg aus einen interessanten Eindruck, doch ich musste weiter.

Also ist der Plan: Demnächst an die Wiedquelle (mit dem Zug? oder erst nach Wissen an die Sieg, dann die Nister aufwärts, dann zur Wiedquelle?) und dann gemütlich mit Übernachtungen die Gegend genießen, zum Schluss kann ich dann ja den Rhein abwärts nach Hause. Ein paar schöne Tage ohne „Beherbergungsverbot“ kommen sicher!

Meine Strecke war im Endeffekt knapp 130 km lang. Die Höhenmeter werden ja nach Quelle (Google oder RadTourenplaner) völlig unterschiedlich angezeigt, der GPS-Sensor meines Smartphones zeigt auch abenteuerliche Werte an. Ist auch egal – es war anstrengend genug, aber es hat Freude gemacht.