Tiefgründig

10. September 2020 2 Von gerhardjenders

Donnerstag, 10.9.2020
Für die Nacht war leichter Regen angekündigt, das hat nicht geklappt. So konnte ich alles trocken einpacken und das reichliche Frühstück (eine eigene Kanne Kaffee für mich!) am See genießen. Es ist frisch, aber sonnig am Morgen.

Weil es auf der Karte gut aussah, hab ich beschlossen, den Telegrafen-Radweg zu nehmen. Der läuft entlang der Stationen der optischen Telegrafie aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das war Nachrichtenübertragung mit Lichtgeschwindigkeit – wenigstens von einer Station zur nächsten. Weil in den Stationen immer Bedienstete saßen, die die Zeigerstellung der vorigen Station ablesen und dann an der eigenen Station nachstellen mussten, dauerte es doch etwas. Die Übertragungsrate betrug einige 100 Bit in 90 Minuten von Berlin bis Koblenz, also etwa 0,1 bit pro Sekunde.

In Ziegelsdorf ist ein solcher optischer Telegraf nachgebaut, man muss sich vorstellen, dass die Anlage auf einem Turm stand.
Die Eignung der Wege auf dem Telegrafen-Radweg für meine Bedürfnisse ist nicht immer gegeben: Ich überlegte auf einem Betonplatten-Weg gerade, ob es noch schlimmeres gibt. Ja, natürlich, das traditionelle Feldstein-Pflaster, das den Verkehr so wunderbar entschleunigt und die Fahrräder hinmeuchelt. Aber es geht noch härter, denn am Ende der Betonplatten kam ein Sandweg. So tiefgründig, dass ich in der Ebene schieben musste. Das ist mir zuletzt am Mittelmeer-Strand passiert. Nur waren es diesmal etwa 2 Kilometer!

Der Telegrafen-Radweg zwischen Gladau und Tucheim ist definitv nicht zu empfehlen.
Um halb drei war ich wieder am Elbe-Havel-Kanal in der Nähe der Kader Schleuse, dort ist es sehr beschaulich.

Vor der nächsten Schleuse hing ein Hotelschiff fest, weil irgendwas nicht klappte. Die Gäste wurden mit Bussen nach Berlin kutschiert.
An der Havel wurde es mehr und mehr touristisch. Weil ich nicht sicher war, ob und wo der nächste Zeltplatz ist, hab ich den in Brandenburg an der Havel genommen und mir noch etwas die Stadt angesehen. Morgen geht es dann endgültig nach Berlin. Mal sehen, wie weit das noch ist.

Havel in Brandenburg

Alter Stadtturm mit expressionistischem Kranz (1928)

Rathaus mit grimmigen Roland

Gedenkstätte für Euthanasie-Opfer