Verona

Verona

1. Juni 2022 3 Von gerhardjenders

Mittwoch, 1. Juni
Um 10 Uhr war ich in Vicenza. Dort gab es ein zweites Frühstück (nach einem Apfel und einem Riegel aus dem eigenen Vorrat am Zeltplatz) auf der Piazza dei Signori mit herrlichen gefüllten Croissants.

Die Innenstadt ist verkehrsberuhigt, teilweise Fußgängerzone, und das gilt offensichtlich auch für Zulieferer. Da sieht man eben Lieferanten, die ihre Palettenwagen durch die Straßen ziehen. Geht auch.
Die weitere Strecke wurde etwas kompliziert, weil „mein“ Weg nicht mehr deutlich ausgeschildert war. Aufkleber mit kleinen roten Pfeilen an den Masten von Verkehrsschildern wiesen die Richtung, waren aber für mich auch leicht zu übersehen. So bin ich unnötige Umwege gefahren und hab im Endeffekt die Strecke Vicenza – Verona auf fast 100 km gedehnt.
In Montecchio Maggiore stand eine hübsche Kirche mit gotischen Elementen am Weg.

Wo genau jetzt Romeo und Julia wohnten, ist natürlich nicht klar. Verona reklamiert das für sich, aber auch andere Städte wissen, dass die beiden bei ihnen zu Hause waren.

Die beiden Burgen passen doch auch!


Mittagspause im Schatten einer verlassenen Kapelle inmitten von Wein?Bergen – wie heißt das, wenn die Weinstöcke auf einem Feld in der Ebene stehen? In Deutschland gibt es das nicht, also scheint es auch kein Wort dafür zu geben.


Welche Sorte Wein dort wächst, wurde beim nächsten Ort klar: Soave hat eine Burg und einen mittelalterlichen Stadtkern, in den nächsten Tagen stehen Mittelalter-Spiele an.

Es ging munter weiter nach Verona, aber der Weg zog sich. Als ich merkte, dass ich aggressiv gegenüber Autofahrenden, die nicht genug Abstand einhalten, wurde, hab ich beschlossen, heute nicht mehr zum Gardasee zu fahren, sondern in Verona zu übernachten. Die Stadt hatte leider gerade Feierabend-Verkehr, das machte die Suche nach dem richtigen Weg zum Zeltplatz nicht einfacher. Hinzu kam, dass ich mir nicht den idealen Weg ausgesucht hatte. Es ging am Ende sehr steil rauf (und dann auch wieder runter), aber es hat sich gelohnt: Der Zeltplatz „Castel San Pietro“ liegt hoch über der Stadt in einem alten Gemäuer, mein Zelt steht unter Weinranken.

Der Blick über die Stadt ist atemberaubend!

Sonnenuntergang über Verona


Gut, zum Gardasee fahr ich dann morgen. Da kann ich dann hoffentlich baden!

Und jetzt noch ein Nachtrag zu Verona:

Auch dort war ich schon einmal mit einem Abschluss-Jahrgang. Dabei habe ich etwas entdeckt, das mir (und etlichen KunsthistorikerInnen, die ich befragt habe) ein Rätsel aufgibt:

Im Dom-Komplex steht ein großes achteckiges Taufbecken aus Marmor, entstanden im 12. Jahrhundert. Auf den Außenwänden befinden sich Reliefs aus dem Leben Jesu. Eines dieser Reliefs stellt die „Verkündigung“ dar, also den Moment, an dem ein Engel Maria verkündet, dass sie jetzt schwanger sei und den Sohn Gottes gebären werde. In dieser Szene stehem diese Gestalten:

Die rechte Figur streckt eindeutig Zeigefinger und kleinen Finger aus (und spreizt den Daumen ab) – Was bedeutet diese Geste? In Süditalien heißt das heute: „Deine Frau setzt dir Hörner auf“, das passt nun gar nicht. Die Finger erinnern doch an den Gruß aus der Heavy-Metal-Szene! Plausibelste Erklärung: Leonardo da Vinci war ein Universalgenie. Er hat eine Zeitmaschine gebaug und ist damit zunächst ins 12. Jahrhundert gereist und hat sich mit dem Künstler angefreundet, der das Taufbecken geschaffen hat. Die beiden sind zusammen ins 21. Jahrhundert gereist und waren beim „Wacken“-Festival. Unter dem Eindruck dieses Erlebnisses hat der Künstler die Szene angefertigt.

Diese Geste habe ich aber später auch in Berlin im Bode-Museum gesehen. Das sind es Hirten, die diese Geste machen, als sie von der Geburt Jesu erfahren.

Also nix mit Zeitmaschine und da Vinci.

Weil die Künstler im 12. Jahrhundert sich an Darstellungen aus der byzantinischen Zeit orientiert haben, liegt nahe, dass man dort suchen muss (siehe Bode-Museum!). Eine griechische Kollegin, deren Mutter sich mit Kunstgeschichte auskennt, hat mir schließlich eine realistische Erklärung geliefert: Es wurden damals schon mit Gesten Buchstaben dargestellt. Es sieht so auch, als sei ein Finger das Iota und die Verlängerung von Daumen und kleinem Finger könne ein Chi (X) ergeben. Damit hätten wir I X also Jesus Christus!

Kann das jemand bestätigen oder widerlegen? Für Hinweise bin ich dankbar!