Ans Meer – Nachtrag

21. Mai 2019 0 Von gerhardjenders

Am Bahnhof in Deutz hatte ich mir zwar eine Fahrkarte gekauft (und natürlich auch ein Fahrradkarte) , aber ich war in der Hektik des Einsteigens nicht mehr dazu gekommen. sie zu entwerten. Und just in diesem Zug kam ein Bahn-Mitarbeiter vorbei und stellte fest, dass da etwas nicht ordnungsgemäß war. Also: Fahrpreisnacherhebung! Aber: ich könne ja Einspruch erheben. Das hab ich gemacht:

FN-Nr.: 40 13 66028295 6

Sehr geehrte Damen und Herren von der Fahrpreisnacherhebung!

Leider hat mir eine Forderung von 40 € den letzten Tag meines Fahrradausflugs nach Hoek van Holland getrübt. Das kam so:

Nach 870 km Tour mit meinem Liegerad wollte ich die letzten Kilometer heim ins Oberbergische von Köln-Deutz aus mit der Bahn zurücklegen. Weil aber gerade an dieser Strecke Bauarbeiten sind, fragte ich klugerweise einen zuständigen Menschen im Service-Center, wie weit der Zug denn an diesem Tag fahre (denn der Schienenersatzverkehr hätte mein etwas sperriges Fahrrad nicht mitgenommen). Nachdem das geklärt war, verkaufte der nette Mensch mir auch gleich eine Fahrkarte (und natürlich auch die Fahrradkarte). Er sagte auch dazu, ich müsse sie noch abstempeln.

Frohen Mutes begab ich mich in Richtung des passenden Bahnsteiges. Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf: Die „Gamescom“ hatte begonnen! Unmengen von Nerds bevölkerten den Bahnhof – und das waren nur die Aussteller und sonstiges Fachpublikum! In der Folge hatte ich es schwer, mein Fahrrad auf den Bahnsteig zu transportieren. Es ist nämlich (mit voll beladenen Packtaschen) nur quer zu tragen – für den Aufzug ist es sowieso zu lang. Ich musste mich also voll darauf konzentrieren, keinen aufstrebenden IT-Fachmann mit dem Fahrrad von der Treppe zu fegen und konnte so nicht nach einem Fahrscheinstempelmaschinchen Ausschau halten. Auf dem Bahnsteig angekommen, musste ich das Liegerad zwar nicht mehr tragen, es war aber nicht einfach, an all den Menschen vorbei zu manövrieren. Ich habe auch hier der Sicherheit meiner Mitmenschen den Vorrang vor der Stempelschlitz-Suche gegeben, in der trügerischen Hoffnung, im Zug (so wie in Straßenbahnen und Bussen) noch eine Möglichkeit zu finden. Doch oh weh – dort war nichts, und so war ich dem Schicksal ausgeliefert, das sich dann auch bald in Form eines freundlichen, aber leider wenig flexiblen jungen Mannes näherte, der meine Fahrkarte zwar gerne entgegennahm, sie aber für nicht gültig erklärte und mich an Sie verwies.

Hier bin ich nun mit meiner Geschichte – wollen Sie wirklich noch 40 € von mir, obwohl ich die Fahrt ordnungsgemäß bezahlt hatte?

Wenn Sie auf Grund der Vorschriften nicht anders können, mache ich Ihnen einen Vorschlag zur Güte:

Ich verkaufe Ihnen die Rechte an diesem Text für 40 €. Wir sind dann „quitt“ und Sie können damit den Grundstein legen für ein Taschenbuch „Fahrpreisnacherhebung: Die 100 schönsten Geschichten“. Wenn Sie 100 Geschichten mit je 40 € honorieren, kostet Sie das 4000 €. Bei einem Verkaufspreis von 9,95 € haben Sie schon bei 400 verkauften Exemplaren die Autorenhonorare bezahlt. Das rechnet sich doch!!

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Jenders

Und siehe da: Es gab eine Antwort! Zwar kein persönlich formuliertes Schreiben, sondern Textbausteine – aber: wegen der „besonderen Umstände“ wurde die „Nacherhebung“ von 40€ auf 10€ reduziert. Und die nicht entwertete Fahrkarte hatte ich ja noch, die konnte ich später noch nutzen.

Jetzt warte ich nur noch auf das Buch mit den 100 schönsten Geschichten…