„Verweile doch, ich bin so schön“ – Montag, 13. Oktober 2014

„Verweile doch, ich bin so schön“ – Montag, 13. Oktober 2014

10. Juni 2019 0 Von gerhardjenders

Um halb fünf aufstehen! Muss das sein? Tja, muss wohl, denn das Liegerad wird nur in Bummelzügen (Oh Verzeihung – Regional-Expressen) mitgenommen. Und wenn ich um halb drei in Bamberg sein will, muss ich wohl entsprechend früh los. In Gummersbach war ich an der falschen Tür eingestiegen (neuer Zug), da musste ich das Fahrrad erst mal durch den Zug bugsieren. Ging aber alles gut, auch das Umsteigen in Köln und Koblenz. Jetzt (um viertel nach zehn) bin ich gerade in Mainz, in einer halben Stunde kommt der Zug in Frankfurt an. Noch ist das Wetter trübe bis regnerisch, aber gleich geht es nach Osten, dann sollte es besser werden.

Um eins sitz ich im Zug nach Würzburg und muss bald dort ankommen. Draußen regnet es. Da muss sich das Wetter aber noch etwas Mühe geben, damit es in Bamberg wieder trocken ist.

In Würzburg ist es trocken. Damit ich das richtig würdigen kann, hatte mein Zug aus Frankfurt genau so viel Verspätung, dass ich den Anschluss nach Bamberg gerade eben verpasst hab. Dann fahr ich eben mit dem nächsten Zug. Der ist zwar langsamer, aber dafür kann ich mir sicher in Ruhe die Strecke von morgen schon mal vom Zugfenster aus ansehen.

So, jetzt ist es drei Uhr und wir sind im Anflug auf Bamberg. Das trockene Wet­ter von Würzburg scheint sich zu halten, so wie ich es bestellt hatte. Dann werd ich mir gleich mal den Dom ansehen, danach geht’s ab an den Main!


Im Bamberger Dom Sechs Uhr: Wie versprochen ist es trocken geblieben. Sogar die Sonne hat es ganz zum Schluss noch geschafft! In den letzten Strahlen vor Sonnenuntergang sitz ich hier in Sand am Main und genieße die Abendstimmung. Das Fahrrad steht im Hof des Weingutes Goger, das Gepäck ist im Zimmer – alles in Ord­nung. Das hätte aber auch anders kommen können: Endlich in Bamberg an­gekommen, hab ich meinen Rucksack geschultert und das Fahrrad aus dem Zug manövriert – und dabei die Packtaschen vergessen. Das fiel mir erst auf, als ich schon fast in der Altstadt war. Schnell (unter Umgehung sämtlicher Verkehrs- und Rücksichtsregeln) zurück – der Zug stand noch da! Zum Glück fuhr der nämlich nicht weiter, sondern (nach angemessener Wartezeit) wieder zurück nach Würzburg, so hab ich gerade noch meine Packtaschen erwischt. Dann rauf zum Dom – wirklich sehenswert wie die ganze Altstadt. Bei der Ein­fahrt in den Bahnhof gab es noch ein fantastisches Fabrik-Gebäude an der Strecke: Ein fast Art-Déco-Ziegelbau mit riesigen Aluminium-Entlüftungen, die wie Aliens auf dem Dach hocken (leider hab ichs nicht geschafft, ein Foto zu machen). Der Weg zum Main führte am Ufer der Reg­nitz und am Beginn des Main-Donau-Kanals entlang. Auf dem Kanal war nichts los, auch nicht in den Schleusen. Frachtschiffer haben anscheinend keine Lust, den Weg durch die vielen Windungen des Mains zu nehmen. Und für Freizeit­boote braucht man ja bei uns einen Führerschein. Immerhin gibt es einen Rad­weg am Kanal entlang.

Ich bin aber am Main entlang gefahren. Herrlich, dieses weite Tal mit schönen kleinen Dörfern. Insgesamt 31,65 km in 1h 38,5 min. Jetzt werd ich gleich mal sehen, was es beim Winzer zu essen und zu trinken gibt, und morgen geht’s dann richtig los.