Zurück nach Gabcikovo – 8.8.2017

29. Juni 2019 0 Von gerhardjenders

Jetzt bin ich genau drei Wochen unterwegs. Diese drei Wochen waren schon ein fantastisches Erlebnis. Ich nehme Abschied von Budapest in strahlendem Sonnenschein, gleich geht mein Schiff.

Hurra, ich bin an Bord – und das Fahrrad auch! Das Schiff ist ein Tragflügelboot, das die 80 km bis Esztergom in eineinhalb Stunden schafft.

Das Schiff hat etwas länger gebraucht, das Entladen des Fahrrads war abenteuerlich, aber alles hat geklappt. Jetzt ist es kurz nach drei und ich bin schon in Komarno. Das ging richtig flott, ich hab heute noch gut 50 km bis Gabcikovo, dort hab ich ein Quartier gebucht.
Ich bereue die Entscheidung, mich per Rad (na gut, und Schiff) auf den Rückweg zu machen, überhaupt nicht. Ich genieße die Fahrt und die Möglichkeit, alles noch mal aus einem andren Blickwinkel zu sehen, ich freue mich, wenn ich etwas wiedererkenne. Die Einfahrt hier in Komarno war fast wie ein „nach-Hause-kommen“.

Ebenso flott ging es weiter bis Gabcikovo, dem Ort am Ende des großen Donau-Stausees. Das Wasserkraftwerk ist ein paar Kilometer vom Ort entfernt, Gabcikovo ist ein völlig unspektakuläres Städtchen – aber eben mit Pension (und sogar noch einem Hotel).

Gabcikovo-City

Ich bin richtig froh, dass ich einen zweiten Blick auf die Dörfchen und die Leute in der Slowakei werfen kann.

Was ich bei der Hinfahrt etwas despektierlich als „Charme der untergegangenen DDR“ bezeichnet hatte, das ist doch auch ein Leben: Menschen, die ihr Häuschen an der Schlagloch-Straße pflegen und individuell gestalten, die vor ihrem Haus „Bürgersteig“ und Straße fegen oder die einen Wassermelonen-Stand aufgebaut haben, um ein bisschen Geld dazu zu verdienen, die mir zuwinken (Ob sie mich von der Hinfahrt her wieder-erkennen? – Bei dem einen Mann an dem runden Tisch vor dem Büdchen, wo ich am Freitag einen halben Liter Radler „inhaliert“ hatte, bin ich mir ziemlich sicher) – all diese Menschen leben in nicht immer einfachen Umständen ihr Leben, und dafür gebührt ihnen Respekt, dafür sind sie liebenswert. – Wieder was gelernt!

Ich kann mich inzwischen hier auf dem Land richtig wohl fühlen. Das war in Budapest anders: Eine faszinierende Stadt, aber ich hab an fast allen Ecken einen penetranten Patriotismus gefühlt. Was ist so toll daran, dass irgendein „Volk“ – in diesem Fall die „Magyaren“ – das mehr oder weniger heilige Land erobert, bewohnt, verteidigt hat? Was zählt dabei der einzelne Mensch? Was haben denn die Helden und Feldherrn, für die an jeder Ecke Denkmäler rumstehen, für die Menschheit insgesamt wirklich getan??

So, jetzt bin ich mal gespannt, wie sich das Wetter weiter entwickelt. Heute war es 10°C „kälter“ als bei der Hinfahrt – nur noch 25°C. Sehr angenehm, aber die Schwalben flogen schon wieder sehr tief. Ich fürchte, da kommt Regen auf mich zu. Na ja, ist ja nicht der erste…