Neckar-Tour, 7.Oktober 2015

Neckar-Tour, 7.Oktober 2015

6. Juni 2019 0 Von gerhardjenders

Den Anfang hab ich schon mal geschafft: Ich sitz um halb sieben im Zug nach Köln. Dann will ich mal hoffen, dass auch die 5 Umstiege klappen. Im Mainz wird es knapp, da muss ich in 5 Minuten rüber auf ein anderes Gleis.

Kurz vor zwölf: Hat nicht geklappt in Mainz. Erst war der Zugbegleiter noch hoffnungsfroh, dass sie die Verspätung, die sie schon bei der Abfahrt in Koblenz hatten, wieder aufholen; er wollte mich beim Anschluss-Zug anmelden – aber dann gab es bei der Einfahrt in Mainz nochmal eine Verzögerung und mein Zug war weg. Ich hab erst auf „legalem“ Weg versucht, über das Reisezentrum oder die Auskunft eine Genehmigung für den EC zu kriegen (Fahrräder gehen nur mit Reservierung, Liegeräder schon mal gar nicht), aber die konnten mir auch nichts sagen. Also hab ich einfach auf den EC gewartet und bin eingestiegen. Platz war genug. Der Schaffner fand auch eine unbürokratische Lösung, so hab ich die Schwarzwaldbahn in Karlsruhe noch gekriegt, Jetzt geht’s noch etwas im Rheintal, dann rauf in die Berge. Dann darf auch die Sonne kommen.

Die Sonne ließ sich bis zwei Uhr nur gelegentlich blicken, aber die Strecke war auch so schon eindrucksvoll: Richtige Schwarzwaldhäuser, steile Abgründe, Tunnel, in denen sich der Zug nach oben schraubt.

Zwanzig vor drei: Die offizielle Neckar-Quelle

Vier Uhr: Rottweil – Kaffee! An den Bahnhöfen war das zu hektisch, in Villingen wollte ich endlich los, deshalb erst jetzt. Nach acht Stunden in fünf verschiedenen Zügen hatte ich keine Lust mehr, für die letzten fünf Kilometer den sechsten zu bemühen, deshalb bin ich über den Berg von Villingen nach Schwenningen geradelt. Ich war am Schwenninger Moos, der echten Neckarquelle, und an der offiziellen Neckarquelle. Rottweil ist ganz schön, aber für meinen Geschmack ist gerade was viel Verkehr. Ich seh mal, dass ich weiter komm.

Rottweil

Whow! Das war wirklich schön! Von Rottweil ging es noch ein bisschen bergauf, dann auf der Hochebene (kein Neckar, der hat sich eine enge Schlucht gegraben!), und nach ein paar Kilometern runter zu Fluss, der sonnenbeschienen durch das bunte Herbstlaub fließt.

Oberndorf hat zwar die Mauser-Werke, aber positiv aufgefallen ist mir das Gedenken an die Opfer des Faschismus: Ein Mahnmal von 1979 erinnert an die Zwangsarbeiter, einige Kilometer weiter steht ein großes, schön gestaltetes „Buch der Erinnerung“ aus Edelstahl (2005), das die Namen der getöteten ZwangsarbeiterInnen, die Namen der Euthanasie-Opfer und die Namen der Opfer des Holocaust aus der Gemeinde festhält.

Um zu meinem Quartier zu kommen, musste ich Neckar und Bahnlinie überqueren. Wie sich herausstellte, war das aber das kleinere Problem: Es sah auf der Karte so nah aus (wäre es auch in der Luftlinie gewesen), aber der „Stockbrunnen“ liegt auf dem Berg oberhalb des Neckartals. Es waren dann noch fünf Kilometer im kleinsten Gang – die Wirtin hatte mich am Telefon gefragt, ob ich („hoffentlich“) ein E-Bike hätte. Na ja, man hat ja Muskeln, aber durchgeschwitzt war ich schon, als ich um halb sieben ankam. Inzwischen hab ich geduscht, hab einen Spaziergang in der Umgebung gemacht (wieder Hochebene) und jetzt gibt es gleich Abendessen.

Heute bin ich (ab Villingen) 54,51 km gefahren bei 3h 3min Fahrtzeit. (Ich hab also etwa eineinhalb Stunden gerastet, Fotos gemacht, Informationstafeln gelesen.)