Ein neuer Kanal – 8.8.2019

8. August 2019 3 Von gerhardjenders

Donnerstag, 8.8.2019
Noch ein Nachtrag zu Avignonet: Beim Marché de Nuit gab es einen Flyer zum Ort. Da hab ich erfahren, dass hier die Catharer (eine religiöse Bewegung, die schon 200 Jahre vor Luther den Pomp aus der katholischen Kirche verbannen wollte und das „reine“ Christentum anstrebte) aktiv waren. Natürlich wurden sie verfolgt, aber sie haben sich gewehrt: 1242 wurden hier die Inquisitoren ermordet. Und: Der Atomkraft-Euphorie in Frankreich zum Trotz ist hier der erste Park zur Nutzung von Wind- und Sonnenenergie entstanden.
Auch den Zeltplatz kann ich empfehlen. Ein einfach eingerichteter kommunaler Platz (entsprechend günstig), der mit Liebe und Sorgfalt gepflegt wird.
So, jetzt hab ich im einzigen Laden des Ortes gefrühstückt, jetzt fahr ich nach Toulouse.
Auf der letzten Etappe hat sich der Kanal-Radweg nochmal von der besten Seite gezeigt: durchgängig fester Belag, schöne Ausblicke.

So lässt es sich radeln

Ein Ableger der Cadillac-Ranch?

Eine Brücke im Toulouser Stil

Nur dass die Autobahn ein Stück parallel lief, nervte etwas. Hat aber auch sein Gutes: Die Autobahn-Rastplätze mit den entsprechenden Einrichtungen sind auch vom Radweg aus zugänglich.
Und so sitze ich um eins in Toulouse bei einem Imbiss.

Blick vom Café aus

Die Einfahrt in die Stadt war diesmal besonders einfach, weil der Kanal fast durch die City läuft. Was ich bisher von der Stadt gesehen habe, macht einen guten, geschmackvollen Eindruck. Das Konzept ist einfach „La Ville Rose“, weil die Grundlage hellrote Ziegel als Baumaterial sind. Nur sehr wenige Bauten weichen von diesem Prinzip ab, so dass sich ein harmonischer Gesamteindruck ergibt.

Das Theater in Toulouse

An der Kathedrale St. Etienne

St. Severin – da können selbst die Kölner neidisch werden

Backsteingotik kannte ich bisher aus Norddeutschland, aber in Toulouse gibt es sogar Backsteinromanik.

Auch das Verkehrskonzept gefällt mir: Auf den Boulevards ist eine komplette Spur für Busse und Fahrräder reserviert, trotzdem hab ich keine Staus erlebt. Ich glaube, die Leute nutzen eher Busse und Metro.

Nach einem schönen Bogen durch die Stadt geht der Canal du Midi in den Canal de Garonne über. Der ist zunächst ähnlich wie der Canal du Midi, aber bald erkennt man, dass er im Vergleich dazu eher ein moderner Zweckbau und nicht so „verspielt“ ist.

Erst wollte ich das Foto als Beispiel dafür verwenden, dass auch hier die Platanen krank sind, aber dann hab ich gesehen, dass es ein Feuer war. Es roch noch verbrannt.

Über lange Strecken geht es schnurgeradeaus. Die Schleusen sind hier ohne Personal und ich habe auf den 40 Kilometern, die ich ihm heute gefolgt bin, nur sechs Ausflugsschiffe gesehen.
Also ist der Rest des Tages auch schon erzählt: Ich bin noch etwa 40 km Richtung Bordeaux gefahren, mein Weg heißt jetzt „Le Canal des deux Meres“ und soll mich an den Atlantik führen. Heute zelte ich in Montech auf einem sehr schönen „Camping Municipal“

Mein Abendessensplatz

Ach, was ich noch vergessen hatte: Heiß war es heute! In Toulouse zeigte ein Thermometer 40°C, um sieben Uhr in Montech behauptete eine Apotheke, es seien noch immer 37°C.