Mauthausen-Memorail – 11.8.2017

30. Juni 2019 0 Von gerhardjenders

Wie versprochen ist es kühl geworden, aber noch (halb zehn) regnet es nicht. Ich hab mir für alle Fälle (oder als Abwehrzauber) eine Regenhose gekauft.

Da kommt was auf mich zu!

Bis Mittag ist dann auch der Regen dazu gekommen. Zunächst nur kurz, doch kaum hatte ich die Regenhose wieder ausgezogen, ging es richtig heftig zur Sache. So heftig, dass ich im „Donaupark“ (kein Park, sondern ein Einkaufszentrum) in der Nähe von Mauthausen Zuflucht gesucht hab. Richtung Linz wird es aber schon wieder heller. Ich denke, in einer halben Stunde kann ich weiter.

Im Ort in Mauthausen zeigt ein Thermometer heute mittag 12°C, beim Hinweg vor jetzt fast zwei Wochen stand dort 41°C.

Weil der Regen langsam aufhörte, bin ich dann nochmal rauf zur Gedenkstätte gefahren.

Wie Buchenwald lag auch das KZ Mauthausen auf einem Berg mit einer (für die SS-Truppen) fantastischen Aussicht.

Bei meinem ersten Besuch hatte ich nicht genug Zeit gehabt (oder besser: mir wegen der Hitze nicht genug Zeit genommen), um mir die verschiedenen Denkmäler anzusehen. Es gibt auf dem Gelände der Gedenkstätte einen Bereich, in dem viele Länder den Opfern des KZ ein Denkmal gesetzt haben. Jedes dieser Monumente hat eine eigene Form- und Bildsprache, alle sind zu verschiedenen Zeiten entstanden, in vielen der Länder hat sich die Politik seit dem Zeitpunkt, als das Denkmal erstellt wurde, grundlegend geändert (es gibt z.B. zwei deutsche, eins von der BRD und eins von der DDR, beim albanischen sieht man, dass vor „Republik Albanien“ noch etwas stand, wahrscheinlich „Demokratische Volks-„), doch keines drückt Hass aus, alle stehen für Menschlichkeit, für Solidarität, für Respekt vor allen Opfern. Sehr bewegt hat mich, wie die Kinder einer spanischen Familie, die einen Rundgang machte, liebevoll an einzelnen Denkmälern – nachdem sie sich im Audio-Guide angehört hatten, worum es geht – kleine Steine des Gedenkens ablegten.

Das Denkmal für die niederländischen Gefangenen

Text auf der Tafel:

Les morts ne dorment pas
ils n’ont que cette pierre
impuissante à porter
la foule de leurs noms
La mémoire du crime
est la seule prière
passant que nous
te demandons
Aragon

Die Toten schlafen nicht,
sie haben nur diesen Stein,
unfähig, die Menge
an Namen zu tragen.
Die Erinnerung an das Verbrechen
ist die einzige Bitte,
die wir an dich,
der du vorübergehst, haben.

(Louis) Aragon
französischer Schriftsteller 1897 – 1982

Passt die albanische Skulptur zu dem, was ich über die Denkmäler geschrieben hatte?
Doch, denn der Partisan hält sein Gewehr zwar fest, aber nicht auf den besiegten Wehrmachtssoldaten gerichtet, und er hindert ihn mit der anderen Hand daran, mit dem Revolver zu schießen.

Arg „heldenhaft“ vielleicht, aber nicht rachsüchtig.

Es war ein eindrucksvoller Rundgang.

Für alle, die den Link bei der „Hinfahrt“ nicht angesehen haben:

Mauthausen Memorial

Mauthausen-Kantate (alle vier Teile) Texte

Vor Linz kam dann tatsächlich noch die Sonne raus, leider hatte sie ihren Spielgefährten Gegenwind mitgebracht. Na gut, für die meisten Donauradler – denn fast alle fahren flussabwärts – war es Rückenwind.

Als ich Linz hinter mir gelassen hatte, musste ich zunächst eine lästige Strecke parallel zur Straße fahren. Laut und hektisch.

Doch dann kam ich nach Ottensheim. Dort bin ich falsch abgebogen und landete auf dem Markt. Nicht so ein Markt wie in Gummersbach oder Waldbröl, wo um 13 Uhr alles geschlossen wird, nein, auch nachmittags um fünf herrschte noch Hochbetrieb und vor allem gute Stimmung, man trinkt einem Wein zusammen, schwätzt und probiert die Angebote. Also merken: Freitag nach Ottensheim!

Beim letzten Stück zu meiner heutigen Unterkunft, die ich gestern Abend gebucht hatte, gab es noch ein kleines Abenteuer: Im letzten Moment entdeckte ich, dass der Radweg nicht bis zum Gasthof an der Exlau durchgeht, sondern dass man ein Stück weit ein Boot nehmen muss, die „Längsfähre“, die einen Berg umfährt.

Da war es aber schon halb sieben – wie lange verkehrt die Fähre? Schnell die Unterkunft angerufen: Die Fähre verkehrt bis sieben, ich solle mich beeilen. Die Strecke bis zur Fähre hab ich im Eiltempo zurückgelegt, doch am Anleger stand: Fährbetrieb bis 18 Uhr – der Fährmann hat längst Feierabend.

Neuer Anruf bei der Wirtin: Ja, das habe sie inzwischen auch gemerkt, ihr Mann kommt mit dem eigenen Boot. So bekam ich meine Privatfähre, ein wunderschönes Zimmer und ein leckeres Abendessen.

Ein ruhiger Abend vor dem Hotel in der Exlau